Meine Journaling-Geschichte – wie Schreiben mein wichtigstes Reflexionswerkzeug wurde

Mein persönlicher Einstieg

Meine eigene Journaling-Geschichte begann im Jahr 2019. Seitdem schreibe ich fast täglich und das Journaling ist für mich zu einem unverzichtbaren Werkzeug geworden. Es hilft mir, meine Gedanken zu sortieren, zu reflektieren, eigene Muster zu erkennen und mit herausfordernden Situationen umzugehen. Wenn ich zu schreiben beginne, tauche ich tief in meine Gedankenwelt ein und finde immer wieder Antworten auf die Fragen, die mich gerade am meisten beschäftigen.

Journaling als Ergänzung zum Coaching

In Zeiten, in denen es mir selbst nicht gut ging und ich mit manchen Herausforderungen sehr gehadert habe, war das Journaling eine wichtige Ergänzung zu den Einheiten mit meiner Coachin. Ich schreibe bewusst „Ergänzung”, denn es gibt Zeiten im Leben, in denen man selbst nicht mehr klar sehen kann oder die Herausforderungen so groß werden, dass man die Hilfe einer professionellen Person annehmen sollte. Dann muss und kann man nicht mehr alles alleine schaffen. Das Schreiben half mir, die Erkenntnisse aus dem Coaching zu verarbeiten und weiterzuarbeiten. Endlich konnte ich wieder klarer sehen und vieles sortieren.

Warum ich Journaling liebe

Mein Journal ist ein Ort der absoluten Präsenz, Achtsamkeit und des Fokus. Hier habe ich den Raum, um meine Ziele genau zu definieren, zu hinterfragen und zu visualisieren. All das gelingt ohne Ablenkung, wenn man so richtig ins Schreiben hineinkommt. Oft gerate ich beim Schreiben in einen Flow, komme in den unabgelenkten Kontakt mit mir selbst und gewinne dadurch Erkenntnisse, über die ich selbst nur staunen kann. Durch den Perspektivenwechsel kann ich erkennen, in welchen Lebensbereichen es gerade hakt und wo ich im Widerstand bin. Dadurch erhalte ich die Möglichkeit zu erkennen, wo Annahme gerade gebraucht wird in meinem Leben und wo ich mit der Veränderung beginnen kann.

Journaling im Führungsalltag

Auch in meiner Führungspraxis ist Journaling ein ständiger Begleiter. Denn auch wenn ich diese Position mittlerweile seit einigen Jahren innehabe, gibt es doch immer wieder Situationen, in denen ich diese intensive Reflexion benötige. Auch hier ist das Schreiben eine große Hilfe.

Was ist Journaling überhaupt?

Journaling bezeichnet das bewusste, strukturierte Schreiben über Gedanken, Gefühle, Erfahrungen und Ziele. Es unterscheidet sich vom klassischen Tagebuchschreiben dadurch, dass die Selbstreflexion das Ziel ist und nicht das Dokumentieren von Erlebnissen. Dadurch erhält man die Chance, sich selbst besser zu verstehen, Denk- und Verhaltensmuster zu erkennen und die eigene Entwicklung aktiv zu steuern. Durch das Schreiben fällt es leichter, eine andere Perspektive einzunehmen und somit neue Eindrücke zu gewinnen. Studien zeigen, dass das Schreiben über Emotionen und Erlebnisse die psychische und körperliche Gesundheit fördert (Smyth, 1998).

Vorteile von Journaling für Führungskräfte

Gerade für Führungskräfte und all jene, die eine Führungsposition anstreben, hat Journaling einige Vorteile:

  • Selbstführung: Durch regelmäßige Reflexion des eigenen Verhaltens, der eigenen Entscheidungen, Werte und Ziele wird diese Fähigkeit gestärkt.
  • Klarheit und Fokus: Das Schreiben hilft dabei, Prioritäten zu setzen und sich auf das Wesentliche zu konzentrieren. Es unterstützt dabei, den Fokus genau dort zu halten – ein entscheidender Vorteil im komplexen Führungsalltag.
  • Emotionale Intelligenz: Journaling unterstützt dabei, eigene Emotionen wahrzunehmen, zu verstehen und den richtigen Umgang damit zu lernen. Dies ist eine Schlüsselkompetenz für authentische und wirksame Führung.
  • Entscheidungen: Durch das strukturierte Reflektieren von Entscheidungsprozessen werden Denkblockaden gelöst und die Qualität von Entscheidungen verbessert. Die neue, vielleicht etwas distanziertere Sichtweise eröffnet die Möglichkeit, andere Lösungen zu entdecken.
  • Resilienz und Stressmanagement: Die bewusste Auseinandersetzung mit den eigenen Herausforderungen und Erfolgen stärkt die emotionale Widerstandsfähigkeit und hilft dabei, auch in stressigen Situationen handlungsfähig zu bleiben. Man kann Ressourcen erkennen, die in solchen Situationen eine wichtige Basis darstellen.

Diese Vorteile sind nicht nur für (angehende) Führungskräfte relevant, sondern können von jedem Menschen für die eigene Entwicklung genutzt werden.

Wie sieht Journaling in der Praxis aus?

Das Tolle ist, dass man nicht viel braucht: nur ein Notizbuch und einen Stift. Ich persönlich liebe es, mir ein schönes Notizbuch zu gönnen und mit einem hochwertigen Stift oder einer Feder darin zu schreiben. Das allein macht meine Journaling-Einheiten zu etwas Besonderem. Natürlich kannst du auch auf deinem Notebook tippen. Mir persönlich entspricht das Schreiben per Hand jedoch mehr. Dabei habe ich das Gefühl, kreativer zu sein und mehr Zugang zu mir selbst zu finden. Ein guter Mittelweg, den ich auch immer wieder gern nutze, ist das Schreiben mit einem Stift auf dem Tablet.

Zwei grundlegende Methoden

Journaling anhand von Prompts

Dabei werden dir Fragen vorgegeben, anhand derer du reflektieren kannst. Das ist vor allem am Anfang eine große Hilfe, da du nicht vor einem weißen Blatt sitzt und nicht weißt, wo du anfangen sollst. Im Internet findest du viele Vorlagen bzw. du kannst dir auch gerne meine Journaling-Reise holen. Darin sind auch Extra-Journaling-Fragen für Führungskräfte enthalten.

Es gibt auch gute Bücher, in welchen du direkt mit vorgegebenen Fragen Schreiben kannst wie zB das „6-Minuten-Tagebuch“ von Dominik Spenst.

Freewriting

Hierbei halte ich mich gerne an die Morgenseiten aus dem Buch „Der Weg des Künstlers” von Julia Cameron. Sie empfiehlt, jeden Morgen direkt nach dem Aufstehen drei handschriftliche Seiten zu füllen und dabei alles aufzuschreiben, was einem in den Sinn kommt. Völlig frei, ohne Bewertung, ohne Struktur und Ziel.

Es geht vor allem darum, einmal alles aus dem Kopf zu schreiben, um Klarheit und Fokus für den Tag zu schaffen und die eigene Intuition und innere Stimme zu hören. Hier hat alles Platz. Wenn dir gerade nichts einfällt, schreibst du genau das auf.

Ich möchte anmerken, dass man diese Seiten natürlich den ganzen Tag schreiben kann. Man sollte es nicht dogmatisch angehen, denn das kann aus einem tollen Tool schnell Stress und ein Muss machen. Nimm dir die Zeit, wann es für dich passt. Außerdem empfiehlt Cameron, den eigenen Text acht Wochen lang nicht anzusehen. Ich persönlich markiere mir meine wichtigsten Erkenntnisse, damit sie mir besser im Gedächtnis bleiben.

Lust bekommen?

Hast du nun auch Lust zum Schreiben bekommen?
Schön, dann wünsche ich dir viel Spaß dabei. Ich freue mich auch sehr über dein Feedback und bin gespannt, wie es dir damit geht.

Keine Zeit? Starte klein.

Du hast das Gefühl, keine Zeit für Journaling zu haben?
Dann beginne in kleinen Schritten, diese neue Gewohnheit zu integrieren. Nimm dir jeden Abend ca. 5 Minuten Zeit, um folgende Fragen zu beantworten:

  • Wofür bin ich heute dankbar?
  • Was ist mir heute wirklich gut gelungen?
  • Was habe ich heute gelernt?

Glaub mir, du wirst nach einiger Zeit einen Unterschied merken, denn durch diese Reflexion wird sich etwas in dir verändern. Du verschiebst deinen Fokus.

Ich freue mich sehr über Feedback, wie es dir ergangen ist.

Du brauchst Unterstützung?

Hast du das Gefühl, mit manchen Themen und Situationen nicht alleine zurechtzukommen?
Dann melde dich gerne zu einem unverbindlichen, kostenlosen Kennenlerngespräch. Wir schauen dann, ob bzw. wie ich dich begleiten kann.

Quellen:
Cameron, J. (2018). Der Weg des Künstlers. 12. Auflage. Knaur MensSana.
Smyth, J. M. (1998). Written emotional expression: Effect sizes, outcome types, and moderating variables. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 66(1), 174–184.

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